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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 63

1910 - Düsseldorf : Schwann
werfe schon geschleift, deshalb konnte die nicht mehr eingeengte Stadt sich nach drei Himmelsrichtungen frei ausdehnen. Nach und nach wurden min vornehmlich die Friedrichstadt sowie der östliche,nördliche und nordöstliche Stadtteil ausgebaut. Der machtvolle, fast beispiellose Anfschwuug Düsseldorfs beginnt allerdings erst nach den glorreichen Siegen von 1870/71, an denen sowohl seine tapfern Söhne als auch die in seinen Mauern liegenden Regimenter, besonders die wackern Neuuuuddreißiger, ehrenvollen Anteil hatten. Ein eigenartiges, viel bewundertes Kriegerdenkmal im ehemaligen botanischen Garten gibt der Nachwelt davon Kunde, daß mich der teuern Toteu, die deu Glauz des wiedergeeinten Deutschen Reiches und die Größe ihrer Vaterstadt nicht schauen sollten, in Liebe und Verehrung gedacht wird. Am 20. April 1872 schied die Stadt aus dem Kreise Düsseldorf, dem sie seit dem 16. August 1820 zusammen mit dem jetziger: Landkreise angehörte, um fortan mit den eingemeindeten Außenorten einen besondern Stadtkreis zu bildeu. Nachdem dann die 1880 veranstaltete große Gemerbeausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke einen glücklichen Ausgang genommen und den herbeiströmenden Besuchern zugleich die Vorzüge Düsseldorfs offenbart hatte, stieg die Einwohnerzahl von Jahr zu Jahr in vorher nie gekannter Weise. Der Bergisch-Märkische und Cöln-Mindener Bahnhof wurden bald zu klein; sie mußten am 1. Oktober 1891 dem gegenwärtigen Hanptbahnhof weichen. Über das Gelände der alten Bahnlinie führen jetzt die großartige Graf-Adolf-Straße und die anmutige Haroldstraße an dem prächtigen Ständehause mit seinen reizenden Anlagen und Teichen vorbei zum Rheine. Früher war die Rheinseite Düsseldorfs ganz unansehnlich. Armselige, ja verkommene Häuser, die sich krumm und winkelig aneinariderlehnten. mit schief ausgesetzten Dächern, standen dort. Das ist in der jüngsten — 63 — Die Friedlichstadt J835. Nach einem Gemälde von I. £) a e b e im ßiflorifdjcn Museum.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 398

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 398 — man desungeachtet den Bocholter Handeltreibenden zu Antwerpen und anderen Kaufstädten die Freiheiten und Vorteile der Hansastädte nicht zuerkennen wolle. Infolgedessen suchte Bocholt und nach ihm Borken, Haltern, Vreden und Dülmen von dem unvorteilhaften Bunde loszukommen, und die Stadt Münster mußte es sich viele beschwichtigende Briefe, blanke Reichsthaler und nachdrückliche Be- schwerden beim Haupte der Hansa, der Stadt Lübeck, kosten lassen, um dem Bunde die Braemstädte zu erhalten, die an den Geld- beitrügen zur Hansa, ebenso wie die Städte aus dem Drein, mit je einem Viertel beteiligt waren, während die Stadt Münster selbst die Hälfte des von den landtagsfähigen münsterischen Städten auf- zubringenden Geldes zahlte. Von den Leiden des dreißigjährigen Krieges scheint Bocholt nicht allzu hart betroffen worden zu sein, denn gerade aus jener Zeit stammt das herrliche im deutschen Renaissancestil errichtete Rathaus, dessen Bau am 9. Juli 1618 begonnen wurde. Die Kosten der Erbauung betrugen 11190 Thaler. Eine Reihe sinnreicher Inschriften lassen erkennen, zu welchen Zwecken die Räume des Erdgeschosses bestimmt sind. Unter ihnen ist neben der Warnung vor nächtlicher Ruhestörung besonders die Warnung an die Metzger noch heute beherzigenswert. Sie lautet auf deutsch: Daß du nicht mageres Fleisch und für Fleisch gar Knochen verkaufest, Metzger, woher du auch kommst, mahnt dich strenges Gesetz! In der Geschichte der Kupferstechkunst ist Bocholts Name verknüpft mit zwei der frühesten Kupferstecher, nämlich Franz von Bocholt und Israel von Meckenen. Ob der letztere, wie es die Ortsüberlieferung will, der Erfinder dieser jedenfalls in Nord- Westdeutschland zuerst ausgekommenen Kuust ist, dürfte wohl Zweifel- Haft sein; daß er einer der namhaftesten Künstler mit dem Grab- stichel gewesen, steht fest. Israel war seines Zeichens ein Gold- schmied, wahrscheinlich aus Meckenheim an der Eisel und wohnte in dem Wietholdschen Hause auf der Nordseite des Marktes zu Bocholt; seine ersten Arbeiten bestanden wahrscheinlich in Ab- bildungen des alten Kruzifixbildes auf dem Kreuzaltare der Pfarr-

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 547

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 547 — dem zweiten Vorgänger Ludwigs, dem Grafen Johann von Berle- bürg, und auf Betreiben seiner zweiten Gemahlin Margarethe wurde die Reformation eingeführt, und schon um 1550 griff sie in dem größe- ren Teile beider Grafschaften Platz. Die katholische Kirche verschwand dort später vollständig, bis sie im 18. Jahrhundert von Norden her langsam wieder eindrang. Ludwig, der Ältere genannt, war ein Sohn Wilhelms des Älteren, der beide Grafschaften in seiner Hand vereinigt hatte. Ludwig wird als vortrefflicher, gottesfürchtiger Herr und einer der geistig bedeutendsten deutschen Herrscher seines Jahrhunderts gepriesen. Er gab seinem Volke zwei gute Kirchen- ordnungen und wertvolle, vom deutschen Rechtsbewußtsein getragene Polizei- und Gerichtsverordnungen. Nachdem im 30jährigen Kriege, in dem z. B. Gras Ludwig Kasimir, als er wegen einer Kontribution den schwedischen General Königs- mark aufgesucht, auf der Rückreise in der Nähe des hessischen Städt- chens Wetter von Schnapphähnen tötlich verwundet, Laasphe und Dörfer von ihren Bewohnern verlassen war und die Marodeurs alles unsicher machten, das Berleburger Land bis an den Rand des Verderbens gebracht war, zog am Anfange des 18. Jahr- Hunderts unter dem frommen Grafen Kasimir dem jüngern und seiner tiefernsten Mutter Hedwig Sophie, der Freundin des Pietisten Francke und des Mystikers Tersteegen, eine neue Blütezeit über das Land. Es wurde ein Freihafen für die um ihrer freien kirchlichen und separatistischen Richtung willen Vertriebenen. In Berleburg, Hommringhausen, Schwarzenau, Saßmannshausen ließen sich solcher viele nieder und brachten nicht nur tieferes, religiöses Leben mit, sondern auch allerlei gewerbliche Kenntnisse und Fertigkeiten. In dieser Zeit entstand dort die mystisch-pietistische Kirchenzeitung „Fama", in demselben Geiste die Berleburger Bibel. Der Separatis- mus, der noch jetzt im Wittgensteinschen und Siegenschen sich findet, dürfte in Verbindung mit dieser frühern Bewegung stehen. Im sieben- jährigen Kriege wurde das Land wiederum durch die vielen Abgaben, Einquartierungen, Durchzüge der Soldaten aufs äußerste erschöpft. Am 8. Oktober 1762 siegten die Alliierten in Burgseld bei Berleburg über das französische Conslanssche Korps. 1792 wurde Wittgenstein- 35*

4. Kreis Büdingen - S. 17

1914 - Gießen : Roth
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn. 17 manchen Ortschaften nur noch ein viertel bis ein Drittel der ursprüng- lichen Bewohner übrig blieb, ja einige kleinere Dörfer starben ganz aus (Wernings, Unter-Diebach). Und zu all diesem Elend des Krieges gesellte sich noch der unselige Glaube an Zauberei und Hexenkunst und forderte seine Opfer. Noch jetzt zeigt man in Büdingen am „Gebück" den Hexenturm, in welchem jene Unglücklichen schmachteten, bevor sie auf dem Scheiter- Haufen „abgetan" wurden. Rllern in den Iahren 1633 und 1634 wurden in Büdingen 114 Menschen, meist grauen, als hexen hingerichtet, denen 1652 und 1653 noch weitere 54 Personen folgten. Ebenso fanden hexen- Verfolgungen und Hinrichtungen statt zu Eckartshausen, Lindheim, Orten- berg und Bingenheim. In 5indheim fielen unter Kmtmann Geiß von 1661 bis 1666 30 Personen, in Ortenberg 1662 11 Weiber dem Hexenwahn zum Opfer,' desgleichen wurden zu Bingenheim von 1652—1660 60 Men- schen, die meistens der Hexerei angeklagt waren, darunter auch mehrere Xinder, hingerichtet. So ist es nur zu erklärlich, daß nach dem Kriege die Felder wüste, die Ortschaften größtenteils unbewohnt waren. Es bedurfte in der Folge der eifrigsten Anstrengungen von seiten der Regierungen, den Wohlstand ihrer Untertanen wieder zu heben. Überall wurden Kirchen- und 5chulverhältnisse gebessert, und die Lateinschule zu Echzell zählte bald zu den besten im Lande. Ebenso sorgte man für die Landwirtschast und rich- tete zu Bingenheim (1721), Nidda (1770) und anderwärts Märkte ein, um Handel und Verkehr zu heben, fluch in den hanauischen, stolbergischen und ysenburgischen Gebieten wurde überall die bessernde Hand angelegt. Unter den l)senburger Grafen zeichneten sich besonders Ernst Easimir I. zu Bü- dingen (1708—1749) sowie Wilhelm Moritz I. (1685—1711) und Wolf- gang Ernst I. (1711—1754) von Birstein aus. Ersterer zog viele Kuslän- der in sein Land, erbaute die Vorstadt zu Büdingen (1712—1725) und legte zu Büdingen eine Saline an. Unter seiner Negierung entstand die Herrn- huterkolonie Herrnhaag, die innerhalb 12 Jahren (1738—1750) zu einem Gemeinwesen von nahezu 1000 Seelen angewachsen war. Der Tabak- und Weinbau nahm in jener Zeit eine große Ausdehnung an, Kartoffel-*) und Kleebau erfuhren mächtige Förderung. Doch bei alledem war die Landwirtschaft im 18. Jahrhundert auch wie- der vielen Schädigungen ausgesetzt. Die ständigen Durchzüge und Vinter- quartiere der Truppen, die sich immer mehr häufenden Frondienste, welche die Untertanen zu leisten hatten, das übermäßige Anwachsen des Wild- standes, alles das hielt den Wohlstand der Bevölkerung am Boden. Daher wanderten viele aus nach Ungarn und Nußland. Im Jahre 1766 allein wurden in Büdingen 366 paare aus Büdingen und der näheren und wei- teren Umgebung getraut, die ihr Glück in Nußland zu finden hofften. *) Die Kartoffel kommt seit etwa 1742 in unserer Gegend zum Anbau.

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 126

1915 - Bonn : Hanstein
126 Hexenprozesse verboten wurden. Der Dreißigjährige Krieg aber ließ sie in den meisten Teilen der Provinz mit erneuten Greueln wieder aufleben. In M.-Gladbach, Hülchrath, Rheinbach, Meckenheim, Cöln, Bonn, Siegburg, Mayen, Trier, Neuerburg und anderen Orten wurden zahlreiche Hexen (in Trier z. B. in der Zeit von 1587/93 nicht weniger als 368) gefoltert und verbrannt. Wenn wir die Akten der Hexenprozesse mit Abscheu lesen, dann muß es uns Rheinländer mit Stolz erfüllen, daß es einer der Unsern war, der dem Hexenwahn den Todesstoß versetzte: der Jesuitenpater Friedrichvonspee. Dieser ,,liebenswürdigste Mann“, wie ihn Montanus nennt, „der je im Rheinlande gelebt", wurde im Jahre 1591 zu Kaiserswerth bei Düsseldorf geboren. Nachdem der talentvolle Knabe sich in Düsseldorf und Cöln einen ansehnlichen Wissensschatz erworben hatte, trat er schon 1610 in den Jesuitenorden ein. Als er einige Zeit Lehrer der Philosophie in Cöln gewesen war, wurde er seiner großen Rednergabe wegen als Hexenprediger in das Paderborner Land geschickt, um dort sein trauriges Amt zu verwalten. In der Paderborner Gegend war er 1630/31 zum zweitenmal. Ob er auch in Würzburg Hexenprediger war, wie dies vielfach angenommen wird, ist möglich, aber nicht sicher erwiesen. Seine Tätigkeit bot Spee Gelegenheit, die Unschuld der Opfer des Hexenwahnes einzusehen. Er besaß auch den Freimut, seine Ansicht über Hexen offen auszusprechen. Im Jahre 1631 ließ er (freilich zuerst ohne Angabe seines Namens) sein Werk ,,Cautio Criminalis“ erscheinen. In diesem erzählt er: Er habe durch Nachforschungen als Beichtvater der Verurteilten bei keinem etwas gefunden, das das Verbrechen der Zauberei bestätigt hätte. Furcht vor Wiederholung der Folter hätten einfältige Weibsleute zwar anfangs veranlaßt, sich auch vor ihm als Hexen auszugeben. Als er ihr Zutrauen aber erlangt habe, hätten sie unter Schluchzen und Tränen ihre Unschuld beteuert und nur die Bosheit der Richter und ihr eigenes Elend bejammert, hätten bis zum letzten Augenblick Gott als Zeugen ihrer Unschuld angerufen. Die Wiederholung solcher Jammerszenen habe einen solchen Eindruck auf ihn gemacht, daß sein Haar vor der Zeit ergraut sei. ,,Wehe den Fürsten, die statt Völkerhirten zu sein, die unmenschlichen Greuel unter ihren Schutz nehmen! Wehe den Richtern, die aus

6. Geschichtsbilder aus dem Rheinlande - S. 87

1904 - Bonn : Hanstein
87 aber mußten den Niederrhein verlassen. Nach mannigfachen Kriegstaten zog Johann von Werth sich nach Böhmen auf das ^Schloß Benatek, das der Kaiser ihm 1647 geschenkt hafte, ins Privatleben zurück; dort starb er 1652. „Johann von Werth war ein Mann von hoher Gestalt, dunklem Haupthaar und wildem, kriegerischen Aussehen.“ „Geliebt von seinen Reitern, gefürchtet von den Feinden, verband er einen weiten Scharfblick mit schneller Auffassungsgabe, eiserne Willenskraft mit unbeugsamem Mute; unerschrocken, schnell entschlossen, war er ein unübertroffener Meister der raschen Tat.“ Von der Volkstümlichkeit des Helden am Niederrhein zeugt besonders die Sage von „Jan und Griet“, die der Kölner Carl Cramer in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts veröffentlichte und die auch auf dem Denkmal des Feldherrn in Köln bildnerisch dargestellt ist. Nach dem Friedensschlüsse zu Münster und Osnabrück — 1648 — dauerten in den Rheinlanden die Wirren noch fort bis zum Vertrage zu Cleve 1666. Durch diesen kamen Cleve, Mark. Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg; Jülich und Berg aber wurden mit Pfalz-Neuburg vereinigt. Wie sehr die Rheinlande durch den langen Krieg gelitten hatten, bezeugt die Tatsache, dass im Herzogtum Berg die Einwohnerzahl auf ein Fünftel der früheren Bevölkerung zurückgesunken war. Aber nicht nur der grausame Krieg brachte großes Elend über unser Vaterland und unsere heimatliche Provinz; der furchtbare, jeder Vernunft widersprechende Hexenwah n, den nicht zum geringsten Teile die Gewinnsucht der Richter förderte, forderte auch in den Rheinlanden seine Opfer. Gegen den Hexenglauben wandte sich schon im 16. Jahrhundert der Leibarzt des Herzogs Wilhelm Iv. von Düsseldorf, Johann Weyer (1515 — 1588). — Er brachte es zustande, dass in den niederrheinischen Herzogtümern die Hexenprozesse verboten wurden. Der Dreißigjährige Krieg aber ließ sie in den meisten Teilen der Provinz mit erneuten Greueln wieder aufleben. In M.-Gladbach, Hülchrath, Rheinbach, Meckenheim, Köln, Siegburg, Bonn, Trier. Neuerburg und anderen Orten wurden zahlreiche Hexen (in Trier z. B. schon in der Zeit von 15h7—1593 nicht weniger als 368) gefoltert und verbrannt. Mit welcher Ruchlosigkeit man damals gegen angeschuldigte Personen vorging, möge ein Beispiel aus Siegburg zeigen, wo in zwei

7. Geschichtsbilder aus dem Rheinlande - S. 101

1904 - Bonn : Hanstein
101 in Trier, Prüm, Maria Laach) und 6 Cistercienserabteien (Altenberg, Burtscheid, Düsseltal, Heisterbach, Himmerode, Kamp), 9 Niederlassungen der Prämonstratenser (Knechtsteden, Steinfeld u. a.), 15 Klöster der regulierten Augustiner-Chorherren, 9 Klöster der Kreuzherren, 12 Kollegien und Residenzen der Jesuiten, die bis 1773 die Akademien zu Trier, Bonn, Köln und Düsseldorf und die meisten Gymnasien mit Lehrkräften versorgten, 6 Karthäuserniederlassungen, 7 Dominikaner-, 37 Franziskaner-, 23 Kapuzinerklöster und 15 andere Männerklöster; außerdem hatte der deutsche Ritterorden (katholische Liniej in Koblenz, Waldbreitbach, Alten-Biesen, Duisburg, Essen, Saarburg, Saarbrücken u. a. 0. und der Malteserorden in Burg a. d. Wupper, Duisburg, Köln u. a. O. zahlreiche Besitzungen ; es gab ca. 150 Frauenklöster in den Rheinlanden. Der Dreißigjährige Krieg hatte am Rhein eine blühende Kultur zerstört. Aber schneller als viele andere deutsche Gebiete erholten sich die rheinischen Länder von den Schlägen der Vernichtung. Die Hexen Verfolgungen zeigen sich vereinzelt auch noch im 18. Jahrhundert in den Rheinlanden, und die Juden, die seit den ältesten Zeiten eine Ausnahmestellung hatten, werden auch noch im 18. Jahrhundert teilweise mit besonderen Verordnungen bedacht und wohnen in Judenquartieren (Judengassen) zusammen. „Preß-hafte, mit altem Schaden erkrankte, zerlumpte Juden mit verbundenem Kopf und Füßen, die ein häßlich Aussehen vorstellen, sind niemalen einzulassen (in die Stadt),“ und, „damit keine fremden Juden-Vagabunden sich einschleichen, so soll der Judenschein mit dem großjudenschaftlichen Siegel bedrucket der Wacht vorgezeigt werden“ sind Vorschriften die noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts am Rhein Gültigkeit hatten. Doch hier am Rhein war es nicht schlimmer als anderswo in Deutschland. Die Vorurteile gegen die Juden sind auch heute noch nicht ganz geschwunden, wenn auch die Anhänger der mosaischen Religion als vollberechtigte Bürger anerkannt sind. Vielfach wurde das wirtschaftliche und geistige Leben am Rhein im 18. Jahrhundert als eine Zeit der Dunkelheit und Verdummung dargestellt, die herbeigeführt wurden hauptsächlich durch die Regierung der geistlichen Kurfürsten. Auf Grund eingehender Beweise aber sagt Hüffer

8. Europa - S. 318

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
318 Zweites Buch. Europa. dert. Sehr bedeutend die Buchdruckereien^). Die Berliner von ausge- prägtem Charakter^). 1. Regierungsbezirk Potsdam (im W. der Provinz). Potsdam (- unter den Eichen; 40 000 Gr.) an der Havel, zwischen verschiedenen Seen und anmuthigen Hügeln gelegen, Residenz, Garnison- und Beamtenstadt (c. 1js der Bevölkerung Soldaten) mit einem Schloß. In der Nähe westlich San ssonci, Lustschloß Friedrichs d. Gr. mit schön terrassiertem Garten (vor den Terrassen eine 40 m hohe Fontaine), reich an schönen Baum- gruppen, Gartenanlagen, Statuen und Bauwerken^). In der Nähe Berlins: Charlottenbnrg (26 000 E.) an der Spree am Westende des Thiergartens, jetzt mit Berlin zusammenwachsend. Wunder- bar schön das Mausoleum mit den von Rauch gebildeten ruhenden Marmor- statuen Friedrich Wilhelms Iii. und seiner Gemahlin Luise^). Westlicher Spandau (27 000 E.) am Einfluß der Spree in die Havel, Festung er- sten Ranges in welcher der Kriegsschatz des Reichs (120 Mill. M.) aufbe- wahrt wird, mit bedeutender Gewehrfabrik und Geschützgießerei. Im Sso. Berlins Groß Beeren (Schlacht 1813, die Berlin rettete). An der Havel abwärts: Brandenburg (27 000 E.) älteste Stadt der Mark, als Brenuabor 92fr von Heinrich I. im Winter erobert; 949 dort durch Otto den Großen ein Bisthum errichtet, an das noch der Dom erinnert. Der Haupttheil der gewerbsleißigen Stadt liegt auf einer Insel, die andern Theile liegen aus beiden Ufern der Havel^). Am Rhin: Fehrbellin (Schlacht 1675) einen Paß zwischen Rhin Luch und Havelländischem Luch hütend^). In der Ukermark die alte Hauptstadt Prenzlan (16 000 E.) an der Uker, unterhalb der Uker Seen. 12) Es erscheinen dort über 300 Zeitschriften, fast doppelt so viel als in Wien. 13) Dieser auck bestimmt durch Beimischung von Franzosen (1686 durch den Großen Kurfürsten zahlreiche Refugies aufgenommen) und Juden, ferner den Zu- sammensluß zahlreicher strebsamer Elemente in eine Hauptstadt, die nicht durch Natur- schönheiten Gemüth und Phantasie anregt, dagegen zu gespannter Thätigkeit drängt. Die Berliner gelten für praktisch, oft rücksichtslos, sehr eingenommen von ihrer Stadt, schlagfertig, witzig, weniger humoristisch, nicht leicht durch Illusionen getäuscht, zum Kritteln geneigt, aber im Ganzen gutmüthig, wohlthätig, patriotisch, trotz Widerwärtigkeiten nie den Nhith verlierend, anstellig, ausgezeichnete Soldaten. Fürst Bismarck hat an ihnen gerühmt, daß sie immer offenen Mund, offenes Herz und offene Hand hätten. 14) Am Eingange des Parks die schöne Friedenskirche, von Friedrich Wilhelm Iv. erbaut, am Ende (im W.) das Neue Palais (1663—70 erbaut!, im S. Charlotteu- hof mit dem Pompejanischen Hause. Im No. von Potsdam Kaiser Wil- Helms Schloß und Park Babelsberg an einem Havelsee, das Schloß in nor- mannischem Stil erbaut, noch mehr nach No. die reizende Pfaueninsel in einem andern Havelsee. is) Charlottenburg nach der geistreichen Königin Sophie Charlotte, der Freundin von Leibuitz benannt, für die Schlüter das Schloß gebaut, Le Nötre (§ 231 Anm. 12) den Park angelegt hat. k5) Noch weiter abwärts: Havelberg (7000 E.); das Bisthum durch Otto d. Gr. 946 gegründet. i7) Am Rhin oben: Rheins berg, Schloß Friedrichs d. Gr. Am Ruppiner See, einer Erweiterung des Rhin: Neu Ruppin (12 000 E.) bekannt durch seine Bilderbogen. An der Dosse: Wittstock (Sieg Saners 1636) in der Priegnitz.

9. Alte Geschichte - S. 11

1779 - Leipzig : Weidmann
Vorbereitung. ii such einander durch die Handelftbaft ihren ste- berfluß und ihre Bequemlichkeiten mitgetheilt. In Europa findet man die besten Verfassungen der Länder und Reiche, viele weift Gesetze, mehr Sorge für die öffentliche Ruhe und Sicherheit der Menschen, als anderswo. Daselbst sind alle Rünste und Wissenschaften sehr hoch ge- bracht, allgemein angenommen, und am längsten erhalten worden. Verstand, Witz und Scharf, sinn hat man mehr als bkos körperliche Eigen, schäften geschätzt und bearbeitet. Die Tapfer- keit selbst ist durch Klugheit und eine erfindungs- reiche Rrr'egskunst fürchterlicher geworden. End- lich hat auch in diesem Welttheile allein Oie beste Religion, die christliche, überall die Herrschaft erlangt, und hat bctt Menschen daselbst, sonder« lich in den letzten dreyhundert Jahren, unbe- schreiblich viele Vortheile verschafft. Alle diese Vorzüge der Einwohner von Eu- America» ropa hat 2tmerica, der vierte Wclttheil, den sie vor ohngcfahr dreyhundert Jahren entdeckt ha- den, erfahren. Sie haben sich den größten Theil davon mit leichter Mühe unterworfen, sich dadurch bereichert, da ihre Religion selbst einge- führt, und diesen Welttheil mit allen übrigen in Verbindung gebracht. Timevica liegt hauptsäch- lich gegen Mittag und Adeno zu; ist aber noch nicht völlig genugsam bekannt. Es mag wohl am spätesten unter allen Welttheilen seine Ein- wohner bekommen haben: daher sind auch die in altern Zeiten daselbst vorgefallenen Verände- rungen

10. Leitfaden bei'm Unterrichte in der Hessischen Geschichte für Bürger- und Landschulen - S. 173

1824 - Marburg : Krieger
173 Sallnen von Allendorf, welche er, so wie auch die von Nauheim, in der Grasschaft Hanau, ansehnlich verbesserte. In der genauen Verbindung, in welcher L. Wilhelm Vin. mit mehreren angesehenen prote, stantischen Fürsten stand, mußte ihm die Nach, richt, „daß sein einziger Sohn, der Erbprinz Friedrich, 1749 heimlich zur katholischen Religion übergetreten sey", sehr unangenehm, und wegen der Folgen, welche daraus für die Landesreligion rc. in Zukunft entstehen konnten, äußerst bedenklich seyn. Um indessen diese Folgen zu verhüten, suchte Wilhelm die Landes, (protestantische) Religion und die gegenwärtige Verfassung seiner Staaten dadurch mög chst sicher zu stellen, daß der Erbprinz Friedrich in einer 1754 auf, gestellten Assekurazionsakte sich verpflichten mußte: in den sammtlichcn Cassel, und Ha» nauischen Staaten nicht nur die protestan, tische Religion aufrecht zu erhalten, sondern auch seine drei Prinzen: Wilhelm, Karl und Friedrich, in keiner andern als der reformir, ten Religion unterrichten zu lassen. Zugleich trat L- Wilhelm seinem ältesten Enkel die Graf, schüft Hanau'münzenbcrg ab, jedoch mit Vorbehalt der lebenslänglichen Nutznießung und der Ausübung der Landeshoheit. Frie, drich mußte diese Akte beschwören und eigen, händig unterschreiben, worauf sie den versami melten Landständen eingehändigt wurde.
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